Biokraftstoffe
Aufbruchstimmung bei Ölmüllern
Arbeitskreis „Dezentrale Ölgewinnung in Bayern“ tagte am TFZ
Straubing, 06.02.2015: Eine Aufbruchstimmung war bei den Teilnehmern der 7. Sitzung des Arbeitskreises „Dezentrale Ölgewinnung in Bayern“ zu spüren. Zu diesem hatte das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing geladen, um mit den Betreibern von Ölmühlen die gegenwärtigen Rahmenbedingungen und Handlungsfelder zu erörtern. Potenzielle Erlöse aus dem Treibhausgasemissions-Quotenhandel sowie das Förderprogramm „RapsTrak200“ stimmen die Branche zuversichtlich.
Die Produktion von Rapsöl in Bayern ist seit Jahren rückläufig. Bei derzeit nur noch 85 aktiven Ölmühlen in Bayern mache dies einen Rückgang von 65 Prozent seit dem Boomjahr 2007 aus, wie Rita Haas vom TFZ feststellte. Die Gründe dafür skizzierte TFZ-Leiter Dr. Bernhard Widmann in seiner Begrüßung. Vor allem das Hauptprodukt der dezentralen Ölmühlen – Rapsölkraftstoff für die Landwirtschaft – sei oftmals Gegenstand einer unsachlich geführten Debatte über Nahrungsmittelkonkurrenz. Gerade bei der Produktion von Rapsöl entstehe aber eiweißhaltiger Presskuchen, der als Tierfutter Sojaimporte ersetze. „Rapsölkraftstoff ist gespeicherte Sonnenenergie und damit ein wertvoller Baustein der Energiewende, den wir bedarfsgerecht nutzen können. Damit ist er wie geschaffen für den Einsatz in landwirtschaftlichen Maschinen“, so Widmann weiter.
Einen thematischen Schwerpunkt der Tagung, an der sich zahlreiche bayerische Ölmüller beteiligten, stellte die Qualitätssicherung von Rapsöl dar. Die Einhaltung der Norm DIN 51605 sei für den gewerbsmäßigen Vertrieb von Rapsölkraftstoff vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Josef Witzelsperger vom TFZ zeigte Möglichkeiten auf, mithilfe von adsorptiv wirkenden Zusätzen die aschebildenden Elemente in Rapsöl zu reduzieren: „Wir können normgerechten Kraftstoff in dezentralen Ölmühlen erzeugen und damit den einwandfreien Betrieb moderner Hochleistungsmotoren sicherstellen“, so Witzelsperger.
Neben der Kraftstoffqualität gingen die Wissenschaftler auch auf aktuelle gesetzliche Änderungen der Minderung von Treibhausgasen durch Biokraftstoffe ein. Da seit diesem Jahr die Treibhausgasminderung von erneuerbaren Kraftstoffen bewertet wird, könne Rapsölkraftstoff wieder stärker nachgefragt werden. „Bisher fehlte es an einem praxisgerechten Bewertungssystem, das der günstigen Treibhausgasbilanz bei der Herstellung von regional erzeugtem Rapsöl gerecht wird“, bemerkte Karsten Engelmann, der mit seiner Kollegin Daniela Dressler in dem vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geförderten Verbundprojekt „ExpRessBio“ spezifische Treibhausgasbilanzen berechnet. „Faktoren wie kurze Versorgungswege, Vorfruchteffekte von Raps oder der bei der Produktion von Rapsöl anfallende Presskuchen müssen angemessen bewertet werden.“ Die Wissenschaftler konnten anhand realer Daten von drei bayerischen Ölmühlen aufzeigen, welchen enormen Beitrag zum Klimaschutz Rapsölkraftstoff aus dezentralen Ölmühlen leisten kann. So spare Rapsöl im Vergleich zu Diesel bis zu 80 Prozent Treibhausgase ein.
Große Erwartungen setzen die Ölmüller auch in das aktuelle Förderprogramm „RapsTrak200“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Dabei werden die Mehrkosten für den Erwerb von pflanzenöltauglichen Arbeitsmaschinen der Land- und Forstwirtschaft bezuschusst. Roland Dindaß vom Förderzentrum Biomasse des TFZ erläuterte die Inhalte des Programms und ermutigte zur Antragstellung. Von der zusätzlichen Nachfrage nach Rapsölkraftstoff würden insbesondere die bayerischen Ölmüller profitieren. „Wir sehen im Förderprogramm eine klare Positionierung der Bayerischen Staatsregierung für Rapsölkraftstoff in der Landwirtschaft“, so Dindaß. Allein der derzeit niedrige Dieselpreis ließe viele Interessenten noch abwarten.
Dr. Edgar Remmele, Leiter der Tagung, gab sich zum Abschluss optimistisch: „Ein knappes Gut wird irgendwann teurer. Deshalb wird der Rohölpreis erneut steigen und Rapsölkraftstoff langfristig für die Land- und Forstwirtschaft wirtschaftlich konkurrenzfähig machen. Vom Umweltaspekt her ist er es ohnehin.“
Beim 7. Arbeitskreis „Dezentrale Ölgewinnung in Bayern“ trafen sich bayerische Ölmühlenbetreiber mit Vertretern aus Forschung und Verwaltung (von links): Josef Groß (Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Straubing), Dr. Bernhard Widmann (Leiter des Technologie- und Förderzentrums), Dr. Edgar Remmele (Sachgebietsleiter Biogene Kraft-, Schmier- und Verfahrensstoffe am TFZ), Günther Hell (Präsident des Bundesverbandes Dezentrale Ölmühlen e.V.) und Florens Dittrich (Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie).
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