Expertentagung zu Holzheizungen: Bisher kaum Marktperspektiven für Staubabscheider
Straubing, 17.02.2025. Holzfeuerungen wie Kaminöfen sind häufig Gegenstand von Kritik. Dabei stehen vor allem der bei der Verbrennung entstehende Feinstaub und die damit verbundenen gesundheitlichen Auswirkungen im Fokus. Nun verstärkt sich der Druck weiter, denn Europäische Regularien wie die Ökodesign-Richtlinie sollen weiter verschärft werden. Erste Vorstellungen der Europäischen Kommission zu den strengeren Anforderungen für zukünftige Holz-Heizgeräte sind bereits durchgesickert. Wenn sie Gültigkeit erlangen, würden sie vor allem die Hersteller kleiner Holzöfen vor bisher nicht gekannte Herausforderungen stellen. Wie können nachgeschaltete Geräte zur Emissionsminderung wie zum Beispiel Staubabscheider oder Abgaskatalysatoren hier Abhilfe leisten? Dieser Frage stellten sich etwa 90 Experten beim 16. Fachgespräch „Partikelabscheider in häuslichen Feuerungen“ am TFZ in Straubing.
Bei der gemeinsam vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) und dem Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) organisierten Veranstaltung kamen erneut rund 90 Expertinnen und Experten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Finnland zusammen, um politische Rahmenbedingungen im Bereich der Luftreinheit zu diskutieren sowie neueste Trends und technische Entwicklungen im Bereich der Emissionsminderungstechniken zu präsentieren.
Der Vortrag von Patrik Huth von der Deutschen Umwelthilfe machte gleich zu Beginn deutlich, dass die Pläne der Europäischen Kommission einer Pflicht zur Verwendung eines Staubabscheiders bei neu verkauften Holzöfen gleichkommen würden. Denn nicht nur die Staubgrenzwerte sollen verschärft werden, es soll auch ein neuer realitätsnäherer Prüfzyklus für die Gerätezulassung verwendet werden. Dieser Zyklus besteht aus sieben vollständigen Abbränden und soll auch die Kaltstartphase und einen Teillastbetrieb miteinbeziehen. Weil neben den strengeren Staubemissionen gleichzeitig auch noch drastische Europäische Verschärfungen bei den gasförmigen Abgaskomponenten wie Kohlenstoffmonoxid und Kohlenwasserstoffe angekündigt wurden, müssten zusätzlich zu den Staubabscheidern wahrscheinlich auch noch Abgaskatalysatoren verbaut werden.
Die Sorgen der Ofenindustrie angesichts solcher möglichen Verschärfungen war im Fachgespräch deutlich zu spüren. „Unter den anwesenden Herstellern der Staubabscheider hätte man Begeisterung vermuten können, das Gegenteil war jedoch der Fall“, stellt Dr. Hans Hartmann, Abteilungsleiter Biogene Festbrennstoffe am TFZ fest. Die Industrievertreter machten deutlich, dass die notwendigen Kostensenkungen nur durch hohe Produktionsmengen realisierbar wären. Diese seien aber mit der geringen Zahl an Abscheidern für neu verkaufte Holzöfen nicht zu erreichen. Man müsse an die über 11 Millionen alten Öfen in Deutschland heran. Die Abscheider hierfür seien entwickelt und erprobt. „Die Schubladen sind voll“, sagte Alexander Root, von der Firma Kutzner+Weber GmbH, „doch es fehlen verlässliche Marktperspektiven für eine ausreichende Stückzahl“. Über Jahre konzentriere man sich bereits auf viele weitere technische Verbesserungen, z.B. die Vernetzung der Geräte mit anderen Anlagenteilen wie Verbrennungsluftsteuerungen, Zuggebläsen, Luftklappen, App-basierten Ofensteuerungen und eine zuverlässige Funktionsüberwachung mit Betriebsstundenzähler zur Datenauslesung. „Dennoch kommt es bei den Einzelraumfeuerstätten nicht zu nennenswerten Umsätzen“, erläutert Root.
Was muss dazu geschehen? Über Anreizmöglichkeiten für den Markt sprach Dr. Johannes Gerstner, der eine Studie der Clean Exhaust Initiative (CEA) vorstellte. Er warnt vor akzeptanzschädlichen negativen Anreizen wie z.B. Nachrüstpflichten oder Verboten und plädiert stattdessen für positive Anreize, wie Fördermaßnahmen oder baurechtliche Privilegierung, etwa bei KfW-Förderungen oder in Gebieten mit besonderen Anforderungen an den Emissionsschutz. Aber auch die Forschung und Entwicklung solle weiter gefördert werden.
Das geschieht bereits. Ein aktuelles Forschungs- und Entwicklungs-Programm des Bundes geht genau in diese Richtung, wie Paul Bergmann von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) vorstellte. Verbesserungen bei Feuerungsanlagen durch Entwicklung und Markteinführung von Baugruppen wie Steuerungen, Sensorik, Katalysatoren und Abscheidern sollen dadurch zur Markteinführung gebracht werden. Ein entsprechender Aufruf zur Antragseinreichung läuft noch bis zum 31.3.2025.
Aber auch jetzt schon gibt es viele Maßnahmen. Zahlreiche Vorträge zeigten eine rege Zusammenarbeit zwischen Industriepartnern und Forschungseinrichtungen. Hier fiel auf, dass auch die Katalysatortechnik aktuell viel Beachtung findet. Neuartige Katalysatormaterialien mit Edelmetallanteilen ermöglichen auch bei den Kohlenwasserstoffen bereits Stoffumsätze von mehr als 70 Prozent, wenn ein Schaumkeramikfilter vorgeschaltet wird, wie Dr. Uwe Petasch vom Fraunhofer Institut IKTS feststellte. Ob solche Minderungen nach einer üblichen Alterung im Praxisbetrieb auch noch eintreten, bleibt aber fraglich, wie Dr. Mohamed Aleysa vom Fraunhofer IBP ausführte. In seinen Langzeittests nach ca. 1,2 t Scheitholzverbrennung je Katalysator kommt es zu deutlichen Einbußen der Minderungswirkung, die auch nach einer Katalysatorreinigung nicht mehr vollständig wiederhergestellt werden kann.
Solche Alterungswirkungen wurden bei elektrostatischen Abscheidern aber nicht festgestellt, wie Nico Opitz vom TFZ erläuterte. Seine Langzeittests zeigten, dass in gravimetrischen Messungen an einem Praxisofen im Naturzugbetrieb ein Abscheidegrad von 80 Prozent ohne Einbußen über die gesamte Heizperiode überschritten wird. Bei Messungen der Partikelanzahlkonzentrationen ist die Minderungswirkung sogar stets nochmals deutlich höher, wie auch Mirjam Müller vom DBFZ nachweisen konnte. Der Ruf nach einer stärkeren Verwendung solcher zählenden Partikelmessverfahren wird daher in der Fachwelt immer lauter. Allerdings sind dazu wohl noch einige Vorarbeiten zu erledigen, denn: „Einer breiten Einführung der Partikelzählung als Standardmessverfahren muss eine solide Normungsarbeit vorangehen, die auch die notwendigen Überprüfungen solcher Messgeräte anhand von Referenzgasen miteinschließt“, gibt Prof. Dr. Volker Lenz vom DBFZ zu bedenken.
Das Fachgespräch wird fortgeführt und findet nächstes Jahr am DBFZ in Leipzig statt.
Nico Opitz vom TFZ berichtet auf der Fachtagung in Straubing, wie elektrostatische Staubabscheider im Langzeittest abgeschnitten haben.