KoNaRo-Vortragsreihe
Was tanken Traktoren morgen?
Was kommt in den Tank? Dr. Edgar Remmele zeigte im Vortrag mögliche Optionen auf
Experte bewertet Kraftstoffoptionen für die Landwirtschaft
Straubing, 30.01.2025. Die Zukunft der Kraftstoffversorgung in der Landwirtschaft stand im Mittelpunkt eines Vortrags von Dr. Edgar Remmele, Abteilungsleiter Erneuerbare Energien am Technologie- und Förderzentrum (TFZ). Im Rahmen der KoNaRo-Vortragsreihe bewertete der Experte Alternativen zu herkömmlichem Diesel für die Land- und Forstwirtschaft.
Diesel dominiert
Fast alle Traktoren fahren mit Diesel – doch steigende Preise und Klimaziele machen Alternativen nötig. Welche Kraftstoffe künftig infrage kommen, analysierte Dr. Edgar Remmele in einem Vortrag am KoNaRo in Straubing. Dabei hatte der Wissenschaftler vor allem die Versorgungssicherheit im Blick. Da Traktoren im Durchschnitt 13 Jahre im Einsatz sind, ist die Wahl des Kraftstoffs für diese Dauer festgelegt. „Steigende Kraftstoffpreise können dann schnell zu einer Kostenfalle werden.“ Besonders in Bayern ist der Dieselverbrauch hoch – die Anzahl zugelassener Traktoren liegt weit über dem Bundesdurchschnitt.
Gefühlte Wahrheiten bei Preis und Technik
Remmele spricht in seinem Vortrag auch weit verbreitete Halbwahrheiten an. Etwa, dass erneuerbare Kraftstoffe im Vergleich zu Agrardiesel deutlich teurer seien. Allerdings haben er und sein Forscherteam herausgefunden, dass die realen Preisdifferenzen zu Agrarbiokraftstoffen in den vergangenen zwei Jahrzehnten lediglich ein bis zwei Cent betrugen: „Die Landwirte hätten beim Tanken von heimischen Biokraftstoffen nicht viel draufgezahlt“. Und: „Die undichte Einspritzpumpe ist heute passé“, Forschung und Industrie haben Motoren und Kraftstoffe weiterentwickelt. Dennoch hält sich das Image aus Anfangstagen beharrlich. Deshalb plädiert der Wissenschaftler für ein Umdenken in der Branche – überholte Vorstellungen von Biokraftstoffen müssten über Bord geworfen werden. Pflanzenölkraftstoff und Biodiesel seien verlässlich verfügbare und gut geeignete Kraftstoffe.
Elektrifizierung in der Landwirtschaft – eine Alternative?
Künftige Kraftstoffe müssen nicht nur wirtschaftlich sein und umweltfreundlich, sondern vor allem zuverlässig verfügbar, betont Remmele. Paraffinische Dieselkraftstoffe aus fossilen oder biogenen Quellen, zum Beispiel HVO-Kraftstoff, können sogar Kerosin ersetzen. Doch die vorhandenen Rohstoffe- und Anlagenkapazitäten reichen nicht aus, um die Nachfrage aus Luftfahrt, schwerem Gütertransport und auch noch Landwirtschaft zu decken. Auch Wasserstoff gilt laut Remmele als wenig praktikabel – hohe Kosten für den Wasserstoff und die Infrastruktur sowie die geringe Anzahl an Tankstellen machen ihn aktuell zu einer wenig attraktiven Option.
Als derzeit kostengünstigste Option nennt Remmele Biomethan: „Auch die Straubinger Stadtbusse fahren damit ohne Problem.“ Doch wie steht es um die Elektrifizierung der Landwirtschaft?
Hier sieht der Wissenschaftler Potenzial, allerdings nicht für schwere Maschinen. Ein 400 Liter-Dieseltank müsste für die gleiche Energie durch Lithium-Ionen-Akkus mit einem Gewicht von 8,8 Tonnen ersetzt werden – unvorstellbar in der Praxis. Chancen sieht Remmele aber bei der Elektrifizierung kleinerer Maschinen, wie sie beispielsweise bei Hofarbeiten oder leichter Bodenbearbeitung eingesetzt werden. Zudem kann häufig der günstige, eigenproduzierte Strom genutzt werden. Hierbei könnten bis zu einer Milliarde Liter Kraftstoff eingespart werden.
Die Zukunft ist ein Mix
„Die Kraftstoffe der Zukunft werden nicht die günstigsten sein“, schließt Remmele und spielt damit auf die synthetisch hergestellten Kraftstoffe an. Für ihn ist das Tanken der Zukunft ein Mix: bestehend aus flüssigen Biokraftstoffen, Methan aus erneuerbaren Quellen und elektrischem Strom. Allerdings sind dafür gezielte Maßnahmen notwendig – von der finanziellen Förderung über Bildung bis hin zu langfristiger Rechtssicherheit. So könne das Ziel erreicht werden, die Landwirtschaft fit für eine nachhaltige und wirtschaftliche Energieversorgung zu machen.
Dr. Edgar Remmele, Abteilungsleiter Erneuerbare Kraftstoffe am TFZ, beim Vortrag zur künftigen Kraftstoffversorgung in der Landwirtschaft (Bild: TFZ)