40 Besucher beim Feldtag in Straubing
Alternative Energiepflanzen schützen Boden und Gewässer
Straubing, 31.08.2017: Beim Feldtag des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) haben sich rund 40 Teilnehmer am Mittwoch (30. August) über diverse alternative Energie- und Rohstoffpflanzen informiert. Im Fokus dabei stand, wie ein- und mehrjährige Kulturen Boden, Gewässer und letztendlich auch das Klima schützen können. An drei Versuchsstandorten rund um Straubing erläuterten Wissenschaftler des TFZ die Eigenschaften der Pflanzenarten im Hinblick auf die Biogasproduktion. Zudem wurde den Besuchern der Einsatz einer Drohne als Beispiel für die digitale Datenerfassung vorgestellt. Ein Rapsölschlepper als weiteres Beispiel für gewässerschonendes Wirtschaften wurde ebenfalls präsentiert. Mitarbeiter des bayernweiten Beraternetzwerks LandSchafftEnergie, das vom TFZ in Straubing aus koordiniert wird, unterstützten den Feldtag.
In oft mehrjährigen Versuchen setzen sich die TFZ-Wissenschaftler dafür ein, dass sich neue und wiederentdeckte Energiepflanzen langfristig etablieren können. „Durch die extremen Wetterlagen infolge des Klimawandels ist der Ertrag in der Landwirtschaft oft unsicher und die Qualität der Substrate gefährdet. Mit dem Feldtag wollen wir den Landwirten mögliche Alternativen aufzeigen“, betonte Dr. Maendy Fritz, Leiterin des Sachgebiets Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse des TFZ. Am Versuchsstandort „Wolferkofen“ stellte TFZ-Wissenschaftlerin Dr. Anja Hartmann die Vorteile von mehrjährigen Energiepflanzen wie Riesenweizengras, Miscanthus und Durchwachsene Silphie vor. „Dauerkulturen bedecken den Boden nahezu das ganze Jahr über, durch ihre tiefen Wurzeln schützen sie den Boden und vermeiden Erosion. Haben sich diese Pflanzenarten erst einmal etabliert, sind sie pflegeleicht. Miscanthus beispielsweise braucht sehr wenig Dünger, was das Gewässer und gleichzeitig den Geldbeutel schont“, betonte Dr. Hartmann. Die Durchwachsene Silphie blüht von Juli bis September leuchtend gelb und bietet so ausreichend Nahrung für Insekten. Für hohe Erträge braucht sie genügend Wasser und Nährstoffe. Geerntet wird Ende August bis Anfang September. Wegen ihres hohen Flächenertrags mit Energieerträgen bis zu 42.000 kWh je Hektar sei die Kultur interessant für die Biogasproduktion.
Am Standort „Schaugarten TFZ“ konnten die Besucher einen Rapsölschlepper begutachten. Bereits zwei Jahre lang nutzt das TFZ den pflanzenöltauglichen Fendt 724 Vario erfolgreich für alle anfallenden Feldarbeiten. Die BayWa hat ihn zur Verfügung gestellt und umgerüstet, damit auch Rapsölkraftstoff getankt werden kann. Im Rahmen des Projekts MoniTrak, das vom bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wird, testen die Wissenschaftler des TFZ, wie zuverlässig der Schlepper im Feldeinsatz ist und wie sauber er fährt. „Bei den Abgastests zeichnet sich der Pflanzenölschlepper sowohl am Prüfstand als auch bei Messungen im realen Betrieb als besonders emissionsarm aus“, berichtete Johannes Ettl, Biokraftstoffexperte am TFZ. „Rapsölkraftstoff in modernen Landmaschinen ist eine praxisreife und umweltfreundliche Alternative zum Diesel. Rapsöl ist biologisch schnell abbaubar und unbedenklich für Mensch, Boden und Gewässer. Zudem sei der in einer bayerischen Ölmühle erzeugte Kraftstoff klimafreundlich. Deshalb unterstützt auch das bayerische Wirtschaftsministerium den Kauf neuer pflanzenöltauglicher Traktoren durch das Förderprogramm RapsTrak200.
Am „Schaugarten TFZ“ befinden sich auch die Parzellen des Informations- und Demonstrationszentrums Energiepflanzenanbau, auf denen unter anderem Durchwachsene Silphie, Wildpflanzenmischungen, Sorghum und Amarant zu sehen sind. Hier konnten sich die Besucher zu verschiedenen alternativen Kulturen hinsichtlich Ertragssicherheit, Ertragsstabilität, Vegetationszeitbedarf, Trockentoleranz und Substratqualität unter bayerischen Standortbedingungen informieren, die Energiepflanzenexperten des TFZ gaben auch Anbauempfehlungen. Der Schaugarten gehört zu den neun Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau, die bayernweit von den drei Forschungseinrichtungen des bayerischen Landwirtschaftsministeriums (Landesanstalt für Landwirtschaft, Landesanstalt für Wein- und Gartenbau sowie das TFZ) errichtet wurden. Landwirte, Jäger, Imker, Berater, Grundeigentümer oder Privatpersonen können sich auf den frei zugänglichen Flächen das ganze Jahr über kostenlos zu möglichen Alternativen zum Mais informieren. Die Informationen zu den einzelnen Energiepflanzen befinden sich auf fest installierten Schautafeln, reich bebilderte Informationsflyer zu allen Kulturen können jederzeit mitgenommen werden.
Michael Grieb, stellvertretender Leiter des Sachgebiets Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse des TFZ, stellte auf den Versuchsparzellen „Brunnenfeld“ die Ölpflanze Rizinus und die Faserpflanze Kenaf vor, die erstmalig in produktionstechnischen Versuchen angebaut wurden. „Das TFZ untersucht, wie sie sich am Standort Straubing entwickeln, um der steigenden Pflanzenölnachfrage in Zukunft zu begegnen“, erklärte Grieb. Das Wolfsmilchgewächs Rizinus wurde Mitte Mai ausgesät und könnte sich auch als alternative Ölpflanze etablieren. Das Korn verfügt über Ölgehalte von rund 50 Prozent. Da das Rizinusöl zu rund 80 Prozent aus der dünnflüssigen Ricinolsäure besteht, lässt sich das Öl exzellent als Rohstoff für die Biokunststoffproduktion oder auch als Schmierstoff für Verbrennungsmotoren einsetzen. Grieb wies aber auch auf die Gefahr der Pflanze hin: „Acht Samenkörner reichen aus, um einen Menschen zu töten.“ Vom Kenaf waren fünf Sorten zu sehen. Dabei handelt es sich um eine tropische Faserpflanze aus der Familie der Malvengewächse, aus deren Samen sich auch Öl gewinnen lässt. Die Blattform erinnert an die des Hanfes und so lässt sich auch der Beiname „Cannabinus“ erklären. „Die Einzelfasern sind 1,5 bis zehn Millimeter lang, ähnlich wie die Jutefaser extrem belastbar und für die Verwendung im Automobilbau geeignet“, sagte Grieb und veranschaulichte, wie reißfest die Pflanze ist.
Zum Abschluss demonstrierte der TFZ-Wissenschaftler Jonas Haag einen Drohnenflug über die Versuchsflächen und zeigte den Besuchern die Bilder live auf einem Tablet. Bei der automatisierten Kartierung fliegt die Drohne die Versuchsfläche nach einem einprogrammierten Kurs ab und erstellt georeferenzierte hochaufgelöste Bilder. Das TFZ setzt die Drohne seit März 2017 ein. „Von oben können wir den Wuchs der Pflanzen viel besser beobachten als nur aus der seitlichen Perspektive“, erläuterte Haag. Derzeit werden so besonders die Dauerkulturen Sida und Durchwachsene Silphie in Augenschein genommen. Dass die Pflanzen ganzjährig den Boden bedecken und daher für Erosions- und Gewässerschutz sorgen, wird auf den Bildern der Drohne sichtbar.
Rund 40 Teilnehmer informierten sich beim TFZ-Feldtag über die Vorzüge von alternativen Energiepflanzen. Dieses Mal konnten sie auch ein Rapsölschlepper begutachten.