TFZ-Feldtag in Straubing
Bioenergieträger mit Blühaspekt
Straubing, 31.05.2016: Blühende Energiepflanzen standen beim Feldtag am Dienstag (31. Mai) im Fokus. Wissenschaftler des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) und des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) Ingolstadt haben auf den Versuchsflächen des TFZ in Straubing über verschiedene Leguminosen-Getreide-Gemenge informiert, die unter anderem Hummeln anlocken. Wegen Dauerregens waren am Dienstagvormittag davon allerdings keine zu sehen. Rund 25 Besucher ließen sich von der schlechten Witterung nicht abschrecken und besichtigten am Stadtrand von Straubing die Parzellen mit unterschiedlichen Gemengevarianten und ließen sich dabei deren Eigenschaften im Hinblick auf die Biogasproduktion erklären. Mitarbeiter des bayernweiten Beraternetzwerks LandSchafftEnergie, das vom TFZ in Straubing aus koordiniert wird, unterstützten den Feldtag.
Auf den Straubinger TFZ-Versuchsfeldern konnten sich die Besucher davon überzeugen, dass sich im Energiepflanzenbau jederzeit auch blühende Kulturarten integrieren lassen. In einem dreijährigen Projekt, das durch das Bayerische Landwirtschaftsministerium finanziert wird, wurden Parzellen mit insgesamt 31 verschiedenen Mischungen von Getreide und Leguminosen bepflanzt. Neben dem klassischen Wickroggen wurden dort als Getreidemischungspartner auch Gerste und Triticale gewählt. Als Leguminosen sind auf den Versuchsparzellen Wintererbse, Pannonische Wicke und Zottelwicke zu sehen. „Die blühenden Kulturen bieten mit ihrem Nektar und Pollen bestäubenden Insekten ein reichhaltiges Futterangebot“, erklärte Veronika Eberl, Wissenschaftlerin im Sachgebiet Rohstoffpflanzen und Stoffflüsse am TFZ, die das Projekt zusammen mit Christian Loher unter Leitung von Dr. Maendy Fritz betreut. Ziel des Projekts ist, zu untersuchen, welche Trockenmasse- und Energieerträge die Gemenge unter den Gegebenheiten von zwei Standorten liefern und ob sie eine echte Alternative zu reinen Getreiden sein können. „Durch unsere umfassenden Versuche wollen wir zeigen, inwieweit sich auch mit verringerten Leguminosen-Saatgutanteilen ausgewogene Mischungen etablieren lassen. Vor allem Landwirte wollen wir darüber informieren“, betonte Eberl.
„Die Leguminosen sollen das Getreide aufwerten. Ziel der Kombination ist, die Biodiversität auf den Feldern in der Region voranzutreiben“, erläuterte die TFZ-Wissenschaftlerin. Durch die bekannte Produktionstechnik sichere das etablierte Getreide den Ertrag, die beigemengten Leguminosen sorgen für Artenvielfalt und die Blüten bereichern die Landschaft. Durch ihre tiefreichenden Wurzeln verbessern Leguminosen die Bodenstruktur und unterdrücken Unkraut. Zudem können sie mithilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff binden und so zu pflanzenverfügbarem Stickstoff umbilden. Wegen ihres hohen Proteingehalts können die Leguminosen, auch „Eiweißpflanzen“ genannt, außerdem gut als Tierfutter eingesetzt werden und helfen auf diese Weise, Sojaimporte aus dem Ausland zu reduzieren. Deshalb bezeichnete Eberl das Getreide-Leguminosen-Gemenge auch als „Bioenergieträger mit Mehrwert“.
Kerstin Kellerer vom LBV Ingolstadt betonte, dass Leguminosen ein reichhaltiges Nahrungsangebot für bestäubende Insekten bieten. In ihrem Vortrag ging sie ausführlich auf die Hummeln ein, von denen es in Europa 53 verschiedene Arten gibt, 36 davon kommen im deutschsprachigen Raum vor. „22 Arten befinden sich auf der Roten Liste, obwohl Hummeln im Bundesnaturschutzgesetz bereits zu den besonders geschützten Arten gehören. Es ist verboten, Hummeln zu fangen, zu töten oder auch zu stören“, erläuterte die Hummelexpertin. Kellerer erklärte anschaulich, wie ein Hummelstaat entsteht und wie sich kurz- und langrüsseligen Hummelarten voneinander unterscheiden. Zur Demonstration hatte Kellerer für die Teilnehmer des Feldtags Hummeln in Puppengröße mitgebracht.
„Pflanzen mit einer speziellen Blütenform wie beispielsweise Wicken sind darauf angewiesen, dass sie durch langrüsselige Hummelarten bestäubt werden“, erklärte die Hummelexpertin. Kellerer machte deutlich, warum Hummeln für den Pflanzenbau eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen und warum es sich lohnt, Hummeln zu schützen: „Hummeln sind hervorragende Pollenboten, ihr dichtes Haarkleid nimmt große Mengen an Pollen auf und verteilt ihn gleichmäßig auf den Blütennarben“, sagte sie. Ein weiterer Pluspunkt von Hummeln sei, dass sie bereits bei Temperaturen ab null Grad ihren Sammelflug starten und so in Jahren mit ungünstiger Witterung größere Ernteausfälle verhindern. Zudem bestäuben Hummeln vom Morgengrauen bis zum Einbruch der Dunkelheit, fliegen eher und länger als Honigbienen. Und: Hummeln bestäuben in der gleichen Zeit deutlich mehr Blüten als Bienen.
Trotz des Regenwetters zeigten sich die Besucher des Feldtags sehr interessiert an den Varianten von Getreide-Leguminosen-Gemengen, die auf einer Versuchsfläche am südlichen Stadtrand von Straubing zu sehen sind.