Rapssaat und Vorbehandlung
Bei der dezentralen Ölgewinnung werden durch schonende Ölsaatenverarbeitung sogenannte kaltgepresste Pflanzenöle hergestellt, die keine der üblichen Raffinationsschritte durchlaufen. Die Rapssaatqualität, der Abpressvorgang und die Ölreinigung (Fest/Flüssig-Trennung) nehmen deshalb bei der dezentralen Ölsaatenverarbeitung großen Einfluss auf die Ölqualität.
Rapssorte
Nach derzeitigem Kenntnisstand nimmt die Rapssorte keinen Einfluss auf die Rapsölkraftstoffqualität. Tendenziell weisen Sommerrapssorten hinsichtlich der Oxidationsstabilität (Maß für den Ölalterung) Vorteile gegenüber 00-Winterrapssorten auf. Dasselbe gilt verstärkt für hochölsäurehaltige (Sommer-) Rapssorten.
Rapsernte - Saatreife
Der richtige Erntezeitpunkt der Rapssaat ist hinsichtlich des optimalen Ertrags und für eine beabsichtigte Weiterverarbeitung in dezentralen Ölmühlen von großer Bedeutung. Rapssaat muss zum Zeitpunkt der vollständigen Ausreifung (Vollreife BBCH-Code 89) geerntet werden. Hohe Anteile unreifer Körner wirken sich vor allem auf die Säurezahl und die Gehalte an Phosphor, Calcium und Magnesium im Öl negativ aus. Auch eine durch Auswuchs gekennzeichnete Saat ist nicht für eine Verarbeitung in dezentralen Ölmühlen geeignet.
Rapssaatreinigung
Vor der Einlagerung ist ein Anteil an Besatz und Bruchkorn in der Rapssaat von deutlich unter 1 Masse-% anzustreben. Auch der Anteil unreifer Körner muss minimiert werden. Saatpartien mit höherem Anteil an Besatz und Bruchkorn sowie unreifer Körner müssen deshalb entsprechend gereinigt werden.
Rapssaattrocknung
Für eine qualitätserhaltende Lagerung der Rapssaat ist ein Wassergehalt von weniger als 7 Masse-% erforderlich. Für die Ölgewinnung ist ein Wassergehalt der Saat von 6,5 – 7,5 Masse-% anzustreben. Ziel für die Lagerung sollte deshalb ein Wassergehalt von 7 Masse-% sein. Die Trocknung der Rapssaat nimmt Einfluss auf die Ölqualität. Ein Wassergehalt über 10 Masse-%, zum Beispiel in einzelnen unreifen Rapskörnern, führt zu vergleichsweise höheren Schwefelgehalten im Rapsöl. Eine möglichst schonende Trocknung ist anzustreben. Bei einem hohen anfänglichen Wassergehalt sollte der Rapssaat in einem Trocknungsdurchgang nicht mehr als 6 Masse-% Wasser entzogen werden, um die Qualität der Rapssaat nicht negativ zu beeinflussen. Eine zu heiße Trocknung birgt die Gefahr, dass die Oxidationsstabilität reduziert und der Gehalt an freien Fettsäuren (Säurezahl) erhöht wird. Falls erforderlich sollte die Trocknung möglichst umgehend nach der Ernte erfolgen.
Rapssaatlagerung
Die Lagerung der Rapssaat sollte ausschließlich in zuvor gereinigten Lagerstätten erfolgen. Der Wassergehalt der Rapssaat während der Lagerung und für die Weiterverarbeitung sollte 7 Masse-% betragen. Eine rasche Kühlung der Saat nach der Ernte auf möglichst < 15 °C, besser < 12 °C ist dringend anzuraten. Hohe Temperaturen und hohe Wassergehalte in der Rapssaat führen zu einer Verringerung der Oxidationsstabilität und zu einem Anstieg der Säurezahl im Öl. Bereits das Zwischenlagern einer sehr warmen, frisch geernteten Rapssaat über wenige Stunden, z. B. auf einem Transportfahrzeug, kann sich negativ auf die Ölqualität auswirken. Eine Saatbelüftung während der gesamten Lagerdauer ist empfehlenswert, wobei bei einer Belüftung mit Frischluft die Luft eine mindestens um 7 °C geringere Temperatur als die Rapssaat aufweisen soll und eine Wiederbefeuchtung der Rapssaat durch eine zu hohe Feuchtigkeit der Außenluft zu vermeiden ist. Die Saatlagertemperatur sollte regelmäßig überwacht werden und ein Temperaturanstieg in der Schüttung ist auf jeden Fall zu vermeiden.
Rapssaatqualität
Eine für die Herstellung von Rapsölkraftstoff geeignete Rapssaat zeichnet sich durch eine gleichmäßig volle Ausreifung, keinen Auswuchs, einen geringen Anteil an Bruchkorn und einen geringen Anteil an Fremdbesatz aus. Unterschiedliche Rapssaatqualitäten sollten im Lager nicht vermischt werden, sondern getrennt eingelagert werden, um bei der Ölsaatenverarbeitung über die Rohstoffauswahl die Ölqualität beeinflussen zu können.
Erntefrische Rapssaat sollte vor der Verarbeitung etwa zwei Monate gelagert werden, damit die Saat „zur Ruhe“ kommt. Bei der Verarbeitung erntefrischer Saat können Probleme bei der Reinigung auftreten, die zu einer erhöhten Gesamtverschmutzung führen.