Sida (Sida hermaphrodita)
Die Sida oder Virginiamalve gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae) und bildet einen bis zu 3 Meter hohen, strauchartigen Aufwuchs. Sie stammt aus Nordamerika und ist dort vor allem in Flusstälern und an Seen zu finden. Die frostbeständige Staude kann laut Literaturangaben bis zu 20 Jahre lang energetisch genutzt werden. Im ersten Anbaujahr steckt die Pflanze die meiste Kraft in die Ausbildung ihres Wurzelsystems. Die Jugendentwicklung ist deshalb langsam und der oberirdische Aufwuchs ist im ersten Jahr für eine Nutzung zu gering. Ab dem zweiten Standjahr beginnt die Staude in die Höhe zu wachsen und bildet einen robusten Strauch mit mehreren Trieben. Ihr volles Ertragspotenzial kann die Pflanze erst ab dem dritten Jahr ausschöpfen. Ob die Sida dann energetisch, als Biogassubstrat oder thermisch, zur Verbrennung, genutzt wird, hängt vom Erntezeitpunkt ab. Ihre kleinen weißen Blüten sind Anziehungspunkt für Insekten und sie bietet viele ökologische Vorteile durch die lange Bodenruhe.
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Anbauhinweise
Standortansprüche:
- Die Sida bevorzugt schwere Standorte mit einer guten Wasserversorgung. Auf leichten und sandigen Böden muss mit Mindererträgen gerechnet werden. Ansonsten stellt sie keine besonderen Ansprüche an den Boden und wird deshalb auch zur Rekultivierung degradierter Böden eingesetzt.
Saat/Pflanzung:
- Die Sida kann ab Mitte Mai entweder gesät oder gepflanzt werden. Eine Pflanzung verschafft den Pflanzen einen Vorsprung vor Unkräutern und ermöglicht eine sicherere Etablierung der gewünschten Pflanzenzahl pro m². Allerdings sind die Kosten für eine Pflanzung in der Regel sehr hoch. Die Drillsaat ist ein einfaches und im Vergleich zur Pflanzung deutlich kostengünstigeres Verfahren. Das Saatgut weist jedoch eine sehr schlechte Keimfähigkeit auf. Ein ausreichender Feldaufgang und eine gleichmäßige Verteilung der Pflanzen auf der Fläche sind deshalb nicht einfach zu realisieren.
- Pflanzdichte: 5 bis 8 Pflanzen/m²
- Saatstärke: 3 kg/ha (Keimfähigkeit testen und Saatstärke dementsprechend ggf. erhöhen)
- Reihenabstand: 37,5 cm
- Saattiefe: 0,5 bis 2 cm (ein guter Anschluss an das kapillare Bodenwasser ist notwendig)
Pflege:
- Chemische Pflanzenschutzmittel sind nicht für den Einsatz in Sida zugelassen und werden von ihr nicht toleriert. Um die Konkurrenzverunkrautung während der Jugendentwicklung zu unterdrücken, sollten mechanische Unkrautbekämpfungsmaßnahmen ergriffen werden (Reihenweite daran anpassen).
- Ab dem zweiten Standjahr sind in ausreichend dichten Beständen in der Regel keine Maßnahmen mehr erforderlich. In lückigen Beständen kommt es während der gesamten Standzeit zu Spätverunkrautung, die sich stark ertragsmindernd auswirken kann.
- Je nach Vorfrucht und Witterungsbedingungen kann ein Befall mit Sclerotinia auftreten, letztere bisher ohne Ertragseinbußen. Raps sollte allerdings als Vorfrucht gemieden werden. Bei stärkerem Sclerotinia-Befall sollte der Bestand umgehend geerntet werden, um die Ausbildung von Dauerkörpern des Pilzes zu minimieren, die sonst in den Folgejahren immer wieder zu Krankheitsbefall führen.
Düngung:
- Nach neuer Düngeverordnung ist bei einer Etablierung in Reinsaat im Anlagejahr keine N-Düngung mehr möglich, da der Bestand erst im Folgejahr geerntet wird.
- Ab dem zweiten Jahr beträgt der N-Bedarfswert für die Sida 58 kg N/ha für einen mittleren Etrag von 200 dt FM/ha (28 % TS). Bei Ertragsdifferenzen von 20 dt FM/ha können Zu- und Abschläge in Höhe von +6 bzw. -6 kg N/ha berücksichtigt werden (Stand: August 2022).
Darüber hinaus ist für die thermische Nutzung mit einem N-Entzug von 0,25 kg N pro dt FM/ha (80 % TS) zu rechnen. - Eine organische Düngung mit Gülle oder Gärresten ist im Frühjahr zum Neuaustrieb möglich.
Ernte:
- Für die Biogasanlage wird der Biomasseaufwuchs ein- bis zweimal, zwischen Juni bis Juli (in der Phase der Knospenbildung) und gegebenenfalls im Oktober, geschnitten und einsiliert. Am besten eignet sich ein Maishäcksler mit reihenunabhängigem Schneidwerk zur Beerntung. Der erste Schnitt erreicht dabei silierfähige 28 % Trockensubstanz (TS) und bildet den Hauptteil des Jahresertrags. Ein zweiter Schnitt kann erfolgen, wenn genügend Aufwuchs vorhanden ist. Das Erreichen der 28 % TS ist dann in der Regel aber kritisch. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass die Methanausbeute von Sida etwa 15 bis 20 % unter der von Mais liegt. Untersuchungen zum optimalen Erntezeitpunkt für einen maximalen Methanertrag je Hektar stehen noch aus.
- Als Brennstoff wird die Sida im Frühjahr geerntet (März bis April), wenn die Blätter abgefallen und die Stängel ausreichend trocken sind (> 85 % TS). Erste Brennstoffanalysen haben das Häckselgut der Sida als guten Brennstoff ausgewiesen. Der Heizwert ist mit dem von Holzhackschnitzeln vergleichbar, genauso wie der Gehalt an Aerosolbildnern. Der Ascheschmelzpunkt liegt höher als für andere halmgutartige Brennstoffe.
Weiterführende Informationen
Publikationen
- TFZ-Bericht 71: Ertragsstabilität, Etablierung und Umweltparameter mehrjähriger Energiepflanzen – Dauerkulturen II 31,3 MB
- TFZ-Bericht 54: Dauerkulturen – Aufzeigen der bayernweiten Anbaueignung 15,1 MB
- TFZ-Wissen 3: Bioenergie-Dauerkulturen. Auswahl ökologischer Alternativen. 45,4 MB
- TFZ-Merkblatt: Erfahrungen und mehrjährige Ertragsergebnisse aus Feldversuchen mit der mehrjährigen Energiepflanze Sida 1,4 MB