Miscanthus (Miscanthus × giganteus)
Miscanthus – eine ausdauernde Pflanze aus der Gattung der Süßgräser (Poaceae) – stammt aus dem ostasiatischen Raum (China, Korea, Japan) und gehört wie Mais und Sorghum zu den C4-Pflanzen. Die auch als Chinaschilf bekannte Pflanze umfasst eine Vielzahl von Varietäten, die als Ziergräser in Gärten Verwendung finden. Als Energiepflanze wird jedoch vornehmlich der Klon Miscanthus × giganteus angebaut.
Ende der 1980er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre wurden in Bayern an zehn verschiedenen Standorten Parzellenversuche von der Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau (LBP), Freising und der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG), Veitshöchheim, angelegt. Drei immer noch bestehende Dauerversuche werden mittlerweile vom TFZ erhalten und betreut.
Heute beträgt der deutschlandweite Anbauumfang von Miscanthus etwa 4.600 Hektar, wobei schätzungsweise rund 1.300 Hektar auf die bayerische Landwirtschaft entfallen (Quellen: FNR, BMEL 2022; StMELF 2022). Als Dauerkultur kann Miscanthus über 20 Jahre lang mit geringem pflanzenbaulichen Aufwand hohe Trockenmasse-Erträge liefern, die thermisch und stofflich genutzt werden können.
Weiter zum Projekt:
Anbauhinweise
Standortansprüche:
- Miscanthus ist eine sehr wärmebedürftige und trockenheitsempfindliche Pflanze. Für das Erreichen hoher Erträge sind deshalb gut mit Wasser versorgte Standorte von Vorteil. Am besten eignen sich tiefgründige humose Böden mit guter Wasserführung.
- Staunasse Böden sind nicht geeignet.
Pflanzung:
- Miscanthus x giganteus ist infertil und deshalb nicht über Saatgut zu vermehren. Ein Bestand kann daher nur durch das Pflanzen von Rhizomen (kleine Wurzelstücke) oder Jungpflanzen (aus Meristemkultur) angelegt werden. Die Pflanzung erfolgt im Frühjahr nach dem letzten Frost. Der Boden sollte möglichst tiefgründig gelockert sein. Zur Pflanzung eignen sich Maschinen aus dem Kartoffel- oder Gemüsebau.
- Pflanzdichte: 1 Rhizom/m²
- Reihenabstand: 75 bis 100 cm, an mechanische Unkrautbekämpfung angepasst
- Pflanztiefe: 10 bis 15 cm
Pflege:
- Vor allem in den ersten beiden Jahren muss auf konkurrierendes Unkraut geachtet werden. Der Pflanzenschutz kann entweder mechanisch oder chemisch erfolgen. Für den Einsatz in Miscanthus sind mittlerweile eine Reihe von Herbiziden ohne Einzelfallgenehmigung zugelassen.
- Ab dem dritten Standjahr ist in der Regel kein Pflanzenschutz mehr erforderlich.
- Weitere Herbizidbehandlungen müssen erst mittels einzelbetrieblicher Genehmigung nach § 22 Abs. 2 PflSchG beantragt werden (siehe weiterführende Informationen).
Düngung:
- Im Pflanzjahr keine Stickstoffdüngung, je nach Versorgungsgrad der Böden sind verhaltene Gaben von P2O5, K2O und MgO angebracht.
- Ab dem zweiten Jahr beträgt der N-Bedarfswert für Miscanthus 58 kg N/ha für einen mittleren Ertrag von 250 dt FM/ha (80 % TS). Bei Ertragsdifferenzen von 50 dt FM/ha können Zu- und Abschläge in Höhe von +8 bzw. -8 kg N/ha berücksichtigt werden (Stand: August 2022).
- Entzugsrichtwerte je Tonne geerntetes Pflanzenmaterial sind ca. 7 kg N, 1,6 kg P2O5, 8,7 kg K2O und 1 kg MgO.
Ernte:
- Die Ernte erfolgt in der Zeit von Februar bis Mai bei einem Wassergehalt von weniger als 15 %.
- Einsetzbar sind Maishäcksler mit reihenunabhängigem Schneidwerk oder Scheibenmäher mit Ballenpresse.
Verwertung:
- Verschiedene Verwertungsmöglichkeiten stehen zur Auswahl:
- Festbrennstoff in Form von Häckselgut, Pellets oder Briketts
- Mulchmaterial in Sonderkulturen
- Tiereinstreu, besonders in der Pferdehaltung oder bei Kleintieren
- Biologischer Baustoff
- Dacheindeckung, vergleichbar norddeutschen Reetdächern
- Papierherstellung
Umbruch:
- Mögliche Methoden die zum Einsatz kommen können:
- Der Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden mit maximaler Aufwandmenge
- Mehrmaliges Mähen ab Juli und Aufgrubbern der Rhizome vor dem Winter
- Mehrmaliges Aufgrubbern während der Sommermonate
- Ein Durchwuchs in der Folgekultur kann mit Gräsermitteln bekämpft werden
Miscanthus - Forschungsschwerpunkt am TFZ
Am TFZ bestehen drei Langzeitversuche aus den Anlagejahren 1989 und 1990. Anhand der langjährigen Erfassung pflanzenbaulicher Parameter wie Wuchshöhe, Frisch- und Trockenmasseertrag, Nährstoffgehalte sowie Nmin-Gehalte im Boden wird die Anbaueignung verschiedener Miscanthus-Sorten und deren Stickstoffbedarf in unterschiedlichen Anbauregionen Bayerns abgeleitet. Mehr
Weiterführende Informationen
Publikationen
- TFZ-Bericht 71: Ertragsstabilität, Etablierung und Umweltparameter mehrjähriger Energiepflanzen – Dauerkulturen II 31,3 MB
- TFZ-Bericht 54: Dauerkulturen – Aufzeigen der bayernweiten Anbaueignung
- TFZ-Bericht 19: Miscanthus: Anbau und Nutzung – Informationen für die Praxis
- TFZ-Bericht 18: Miscanthus als Nachwachsender Rohstoff – Ergebnisse aus bayerischen Forschungsarbeiten
- TFZ-Wissen 3: Bioenergie-Dauerkulturen. Auswahl ökologischer Alternativen.
- TFZ-Kompakt 5: Miscanthus – vielfältig nutzbare Dauerkultur
- TFZ-Merkblatt: Miscanthus – langjährige Ertragsergebnisse
- TFZ-Merkblatt: Miscanthus – ausführliche Anbaubeschreibung
- TFZ-Fachposter: Miscanthus als Energieträger
Vorträge und Präsentationen
- Miscanthus – ein Steckbrief – Abgelika Eppel-Hotz, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
- Miscanthusforschung in Bayern – Beate Formowitz, Technologie- und Förderzentrum (TFZ)
- Miscanthus ökologisch betrachtet – Steffen Jodl, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
- Rechnet sich Miscanthus für den Landwirt? – Martin Strobl, Institut für ländliche Strukturentwicklung, Betriebswirtschaft und Agrarinformatik (ILB)
- Thermische Verwertung von Miscanthus im Vergleich zu Holz – Klaus Reisinger, Technologie- und Förderzentrum (TFZ)