Mohn (Papaver somniferum L.)

Das Foto zeigt Mohnpflanzen mit geöffneter und geschlossener Blüte in Blassrosa

Mohn (Papaver somniferum, Schlafmohn) ist eine wertvolle Kulturpflanze, die mit seiner Pfahlwurzel den Boden lockert und verstärkt tiefere Schichten erschließt. Er steigert die Kulturpflanzenvielfalt, liefert reichlich Pollen und ist weniger anfällig gegenüber den anstehenden Klimaveränderungen.
Mohn enthält viel Kalzium und hat einen hohen Anteil an Vitaminen der Gruppe B und E sowie ungesättigten Fettsäuren, insbesondere der Linolensäure. Durch den damit verbundenen hohen Anteil an Antioxidantien ist er ein attraktives Nahrungs-, aber auch Hautpflegemittel. In Deutschland werden überwiegend für Backwaren jährlich etwa 10.000 Tonnen Mohnsamen verarbeitet, was einem Anbaubedarf von ca. 9.000 Hektar (ha) entspricht. In Deutschland wird Mohn nur auf gut 1.000 ha angebaut, der meiste Import findet aus osteuropäischen Ländern, der Türkei und Australien statt. Die Spitzenerträge von Mohn liegen bei 15 dt/ha Körner. Der Ölgehalt bei 40 bis 45 %. Der Presskuchen aus der Ölgewinnung ist ein wertvolles, alkaloidfreies Viehfutter.

Mohnanbauer sollten schon vor Aussaat Abnehmer, Qualitätskriterien, Reinigungsmöglichkeit und Preis vertraglich regeln, da der freie Markt extremen Schwankungen unterliegt. Zugelassen für den Anbau in Deutschland sind derzeit nur drei Sorten, die einen Morphingehalt im Pflanzensaft von unter 0,02 % aufweisen. Das sind die Sorten ‚Mieszko‘ und ‚Viola‘ für den Sommeranbau und ‚Zeno Morphex‘ für den Winteranbau. Alle drei Sorten gehören zu den Blaumohnen und weisen dauerhaft geschlossenen Kapseln auf. Damit gehören sie zum sogenannten Schließmohn, während Schüttmohn die Kapseln bei der Reife öffnet.

Der Mohnanbau unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und ist frühzeitig der Bundesopiumstelle im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) anzuzeigen:

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
- Bundesopiumstelle -
Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3
53175 Bonn
Tel. +49 228 99 307-0

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Externer Link

Das Foto zeigt eine Mohnblüte in Blassrosa

Mohnblüte

Das Foto zeigt Mohnpflanzen mit geöffneter und geschlossener Blüte in Rosa bis Blassrosa

Mohnpflanzen in der Blüte

Das Foto zeigt eine Mohnblüte in Blassrosa

Mohnblüte

Anbauhinweise

Standortansprüche

  • Geeignet sind alle Böden mit Ausnahme leichter Sandböden, Böden mit Strukturschäden, mit stauender Nässe oder mit starker Verschlämmungsneigung.
  • Als Pfahlwurzler ist Mohn empfindlich gegenüber Bodenverdichtungen.
  • Fläche mit möglichst geringem Unkrautdruck auswählen.
  • Optimal sind basengesättigte, gute Böden, die sich im Frühjahr schnell erwärmen.
  • Mohn hat ähnliche Ansprüche an das Klima wie Körnermais oder Luzerne, d. h. viel Sonne und Wärme, mäßige Feuchtigkeit, Windschutz ist von Vorteil.
  • Mohn hat in der frühen Jugendentwicklung nur geringe Temperaturansprüche, ist aber spätfrostempfindlich.

Fruchtfolge

  • Empfehlenswert sind Vorfrüchte, die einen garen, möglichst unkrautfreien Boden hinterlassen (z. B. Hackfrüchte).
  • Mohn selbst ist eine gute Vorfrucht, z. B. für Getreide.
  • Empfohlen werden Anbaupausen von drei bis fünf Jahren.

Bodenbearbeitung

  • Winterfurche (wendende Grundbodenbearbeitung) mit tiefer Lockerung gegen Wurzelunkräuter und da Mohn eine Pfahlwurzel bildet.
  • Guter Bodenschluss ist wichtig wegen Feinsämerei.
  • Vor Winter eingeebnete Flächen empfehlenswert wegen sehr flachem und feinkrümeligem Saatbettanspruch des Mohns.

Saat

  • Saattermin Wintermohn: Mitte bis Ende September.
  • Saattermin Sommermohn: so früh wie möglich ab Mitte März bis spätestens Mitte April.
  • Bei Saat auf gute Befahrbarkeit des Bodens achten.
  • Erdflohgefährdung des Mohns bei Terminwahl berücksichtigen.
  • Ein vorgeschaltetes, blindes Saatbett reduziert den Unkrautbesatz in der Regel deutlich.
  • Nur zum Anbau zugelassene Sorten aussäen und vorab Anbau mittels Formular anmelden!
  • Die optimale Bestandsdichte liegt zwischen 60 und 80 Pflanzen je m2, wobei mindestens 40 und höchstens 100 Pflanzen je m2 tolerierbar sind.
  • Die Saatmenge ist abhängig von der Keimfähigkeit (80 bis 95 %), vom TKG (0,30 bis 0,60 g) und dem Feldaufgang (je nach Triebkraft, Saattiefe und Witterung 30 bis 60 %), eine übliche Saatmenge liegt für gewöhnlich bei 0,8 kg/ha.
  • Sätechnik: Einzelkornsämaschine für Feinsämereien (Gemüsebau); Drillsaatgeräte mit Feinsärad ebenfalls möglich.
  • Eventuell Streckung des Mohnsaatgutes mit Sojaschrot, Grieß, Semmelbröseln oder anderem (z. B. überhitzte, nicht mehr keimfähige Mohnsamen).
  • Bei konventioneller Produktionsweise Aussaat mit Getreideabstand möglich.
  • Bei Verzicht auf Herbizide oder unter biologischer Produktionsweise mit einem Reihenabstand von 25 bis 50 cm aussäen, je nach verfügbarer Hacktechnik.
  • Saattiefe: unbedingt flach, 0,5 bis maximal 1,5 cm, ggf. vor und nach der Saat walzen, um guten Bodenschluss und Anschluss an das Bodenwasser sicherzustellen.
  • Zögernder Aufgang durch eine lange Keimdauer von 1 bis 2 Wochen.

Pflege und Pflanzenschutz

  • Bei konventionellem Anbau können gegen Unkräuter Clomazone-haltige Mittel (z. B. Centium 36 CS), Mesotirone-haltige Mittel (z. B. Callisto) und Lentagran WP mit gutem Erfolg eingesetzt werden. Zulassungssituation vor Einsatz prüfen!
  • Es stehen auch leistungsfähige Insektizide sowie Molluskizide und einige Fungizide zur Verfügung. Zulassungssituation vor Einsatz prüfen!
  • Bei ökologischem Anbau bleibt gegen Unkräuter nur der Einsatz des Hackgeräts. So früh als möglich mit dem Hacken beginnen und Mohn vor Verschütten mit Schutzscheiben schützen, zeitig wiederholen und wenn Mohn hoch wächst mit dem Hackgerät Unkraut in der Reihe durch Anhäufeln möglichst verschütten.
  • Unkrautsamen, insbesondere der von Gänsefuß und Melde, sind aus den Mohnkörnern nur mit sehr hohem Aufwand herauszureinigen, was die Marktfähigkeit gefährdet und den Preis für das Erntegut stark reduzieren kann.
  • Krankheiten sind vor allem Wurzelbrand (keine zu feuchten Standorte wählen, auf Vorfrucht achten) und Falscher Mehltau (keine zu hohen oder zu späten N-Gaben) sowie Herzfäule (Borbedarf berücksichtigen).
  • Schadinsekten: Mohnwurzelrüssler, Mohnkapselrüssler, Blattläuse möglich.

Düngung

  • Notwendige Kalidüngung wegen Salzempfindlichkeit des Mohns in den Herbst vorziehen. Gut versorgte Böden erfordern keine Grunddüngung zur Kultur.
  • Bedarf an K2O 80 bis 120 kg/ha
    Bedarf an P2O5 60 bis 80 kg/ha
  • Saure Böden rechtzeitig aufkalken.
  • N-Bedarfswert: 80 kg N/ha bei einer Ertragserwartung von 11 dt/ha Körnern (entspricht den in Tabelle 1d der Basisdaten Düngung und Nährstoffflüsse, LfL, genannten 25 dt Korn plus Kapseln); je dt/ha erwarteter Ertragsdifferenz Zu- bzw. Abschläge von 8 kg N/ha möglich.
  • Zu hohe N-Gaben verzögern die Abreife und fördern Lager sowie auch Krankheitsbefall.
  • Mohn benötigt den Stickstoff früh: mindestens 2/3 zur Saat, der Rest zum 4- bis 6-Blattstadium.
  • Schwefeldüngung insbesondere auf schlecht versorgten Standorten berücksichtigen.
  • Borbedarf hoch im Bedarfsfall 100 g/ha über Blatt düngen.
  • Mohn akkumuliert Cadmium: Mohnanbau auf Standorten mit erhöhtem Cadmiumgehalt ist nicht empfehlenswert.

Ernte

  • Ernte, wenn Kapseln rasseln und von Hand nicht mehr eingedrückt werden können.
  • Etwa ab Mitte Juli bei Wintermohn und ab Mitte August bei Sommermohn.

Mähdreschereinstellung

  • Schonender Drusch erforderlich, um Lagerfähigkeit des Ernteguts zu gewährleisten (gequetschte Körner werden schnell ranzig).
  • Dreschkorb so weit öffnen, dass gerade noch alle Kapseln zerschlagen werden.
  • Siebe so weit öffnen, dass sich alle Kapselbruchstücke im Erntegut befinden (schont die Mohnkörner beim Transport im Mähdrescher und lassen sich leicht herausreinigen), auf Kapselverluste kontrollieren.
  • Wind stark reduzieren – Mohnkörner werden leicht ausgeblasen, Verlustkontrolle.
  • Unmittelbar nach der Ernte ist die Trocknung des Ernteguts auf höchstens 9 % Restfeuchte zu gewährleisten, das Erntegut darf sich nicht von selbst erwärmen und ist möglichst kühl und trocken zu lagern.
  • Bei starkem Besatz mit Fremdsamen ist das Erntegut schnellstmöglich zu reinigen.

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