Sorghum (Sorghum spp.)
Die großkörnige Sorghumhirse stammt von der Wildart Sorghum arundinaceum ab, dessen Domestikationsgebiet im nordöstlichen Afrika vermutet wird. Als C4-Pflanze kann Sorghum sehr effizient hohe Strahlungsintensitäten in Photosyntheseleistung und damit in Biomasse umsetzen. Allerdings ist Sorghum deutlich kälteempfindlicher, dafür aber auch trockenheitstoleranter als Mais. Die einjährigen Kulturformen werden unter der Art S. bicolor geführt, die eine sehr große Vielfalt je nach Nutzungsrichtung aufweist.
Die weltweite Bedeutung von Sorghum liegt auf der Körnerproduktion. Sorghumkörner gehören in vielen Regionen der Erde zu den Grundnahrungsmitteln. Sie sind darüber hinaus auch ein wertvolles Futtermittel. Auch Bioethanol wird aus Sorghumkörnern produziert. Zur Vereinfachung des Druschs wurden spezielle S. bicolor-Körnersorten gezüchtet, die mit etwa 0,8 bis 1,8 m Wuchshöhe niedrigwüchsig sind und ein enges Korn/Restpflanzen-Verhältnis aufweisen. Flexibel verwertbare „Dualtypen“ liegen zwischen den extremen Futter- und Körnertypen.
In Deutschland liegt der Fokus des Sorghumanbaus auf dem Einsatz als Substrat für Biogasanlagen. Für diese Nutzungsrichtung sind vor allem die Futtersorten von S. bicolor interessant, die unter hiesigen Anbaubedingungen Wuchshöhen von deutlich über 4 m erreichen können und beeindruckende Bestände mit hoher Biomasseleistung bilden.
Das echte Sudangras (S. sudanense oder auch S. x drummondii) ist ein natürliches Kreuzungsprodukt von S. bicolor und S. arundinaceum. Es zeichnet sich durch ein sehr hohes Bestockungsvermögen, schmalere Blätter sowie dünnere Stängel als bei S. bicolor aus. In Deutschland hat echtes Sudangras keine Anbaubedeutung, allerdings wird die Bezeichnung „Sudangras“ häufig fälschlich verwendet für die Kreuzungen zwischen S. bicolor und S. sudanense. Schlicht als S. bicolor x S. sudanense-Sorten benannt, werden sie weltweit als Futterpflanzen zur Beweidung und zur Silage- oder Heubereitung geschätzt. Als Biogassubstrat sind sie gut geeignet, da sie schneller abreifen als reine S. bicolor-Sorten. Je nach Ausprägung der beiden Elternteile können S. bicolor x S. sudanense-Sorten sehr unterschiedlich aussehen.
Ohne Bedeutung sind in unseren Breiten die rhizombildenden Arten S. halepense (Johnsongras) und S. x almum (Columbusgras). S. halepense entstammt der Kreuzung von S. bicolor und S. propinquum, die vielerorts als Futterpflanze eingeführt wurde. Sie verwildert jedoch stark und gehört zu den schwer bekämpfbaren Ungräsern. S. x almum, Kreuzungsprodukt zwischen S. bicolor und S. halepense, wird vorwiegend in Südamerika als Futterpflanze zur Beweidung genutzt.
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Anbauhinweise
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Standortansprüche:
- Sorghum stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden, allerdings sind schwere und kalte Lagen aufgrund der dort nur zögerlichen Bodenerwärmung möglichst zu meiden. Sorghum ist trockentolerant und kann daher auch auf Mais-Grenzstandorten und als Zweitfrucht angebaut werden.
Saat:
- Aussaat Anfang bis Ende Mai als Hauptfrucht (spätfrostgefährdet) und bis Mitte Juni als Zweitfrucht (üblicher Weise nach Winterroggen- oder Wintergerste-GPS).
- Möglich sind Drillsaat oder Einzelkornablage.
- Saattiefe: 2 bis 4 cm (Anschluss an das kapillare Bodenwasser)
- Saatstärke: je spätreifer die Sorte und/oder je trockener der Standort, desto geringer die Bestandesdichte.
- S. bicolor 20 bis 25 Körner/m²
- S. sudanense und S. bicolor x S. sudanense 35 bis 40 Körner/m²
Pflege:
- Eine chemische Unkrautbekämpfung ist in Sorghum durch die langsame Jugendentwicklung eine Standardmaßnahme.
- Durch die Vorbereitung eines „Schein-Saatbetts“ einige Wochen vor der Saat und die dann nochmalige Saatbettbereitung zur Saat kann eine mechanische Reduzierung des Unkrautdrucks erfolgen, wenn Sorghum als Hauptfrucht angebaut wird.
- Sorghum ist keine Wirtspflanze für den Westlichen Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera).
- Standorte mit hoher Verungrasung durch Unkrauthirsen sollten vermieden werden, da diese nicht sicher bekämpfbar sind.
- Im Nachauflauf sind ab BBCH 13 mehrere Herbizide für den Einsatz in Sorghum zugelassen, müssen jedoch erst mittels einzelbetrieblicher Genehmigung nach § 22 Abs. 2 PflSchG beantragt werden:
Düngung:
- Sorghum verfügt über ein sehr gutes Nährstoffaneignungsvermögen. Es profitiert von der N-Mineralisation während der Hauptwachstumsphase im Spätsommer und kann Dank des kräftigen Wurzelsystems auch noch N aus tieferen Bodenschichten erschließen.
- Aus umfangreichen produktionstechnischen Versuchen ist bekannt, dass höhere N-Gaben den Ertrag kaum steigern, aber die Standfestigkeit vermindern.
- Daher ist der in der Stickstoffbedarfswert-Tabelle angegebene Wert von 150 kg N/ha für „Sorghumhirse“ kaum erforderlich, der N-Bedarfswert für „GPS-Hirse“ mit 120 kg N/ha für einen mittleren Ertrag von 450 dt FM/ha reicht aus. Bei Ertragsdifferenzen von 50 dt FM/ha können Zu- und Abschläge in Höhe von +10 bzw. -15 kg N/ha berücksichtigt werden (Stand: August 2022).
- Sorghum weißt einen hohen K-Entzug auf, welcher im Rahmen der Vorratsdüngung innerhalb der Fruchtfolge zu berücksichtigen ist.
- Sorghum verwertet organische Dünger (Gärrest) generell gut.
Ernte:
- Die Sorghumernte erfolgt Mitte September bis Ende Oktober, möglichst noch vor Eintritt der ersten Nachtfröste.
- Das Silieren erfolgt problemlos, allerdings sollte für eine sichere und verlustarme Silierung ein Trockensubstanzgehalt von 28 bis 32 % angestrebt werden.