Switchgras (Panicum virgatum L.)
Das Switchgras ist ein mehrjähriges Präriegras aus Nordamerika und wird oft auch als Rutenhirse bezeichnet. Es zählt zur Familie der Süßgräser (Poaceae) und ist, wie auch Mais und Sorghum, eine trockentolerante und besonders wärmeliebende C4-Pflanze. In unseren Breiten zeigt das Gras deshalb eine langsame Jugendentwicklung und ist vor allem in den Sommermonaten von Juni bis August recht wuchsstark. Das horstbildende Gras wird mittels Saat etabliert und erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 2,5 m. Die Halme sind schilfartig und bilden zur Blüte eine rund 20 cm lange Rispe aus. Unterirdisch liegende Rhizome dienen dem Gras als Speicher- und Überwinterungsorgan. In Deutschland wurde Switchgras anfangs nur als Zierpflanze in Gärten angebaut oder im Gewässer- und Biotopschutz eingesetzt. Erst seit wenigen Jahren spielt es eine Rolle als Nachwachsender Rohstoff. Mittlerweile gibt es über 20 zugelassene Sorten, die entweder als Biogassubstrat oder aber als Brennstoff genutzt werden können.
Weiter zum Projekt:
Anbauhinweise
Standortansprüche:
- Switchgras hat geringe Wasser- und Nährstoffansprüche. Da es in unseren Breiten erst im Juni zu wachsen beginnt, ist für das Erreichen hoher Erträge ein warmer und trockener Standort zu bevorzugen. Am besten eignen sich lehmige oder sandig-lehmige Böden. Vor der Aussaat sollte das Saatbett feinkrümelig vorbereitet werden.
Saat:
- Switchgras wird von Mai bis Mitte Juni ausgesät.
- Die Keimfähigkeit des Saatguts ist aufgrund einer ausgeprägten Keimruhe sehr gering und muss vor der Aussaat durch eine Kältebehandlung verbessert werden. Dazu wird das Saatgut gewässert und für mindestens zwei bis vier Wochen im Kühlschrank bei einer Temperatur von 2 bis 4° C gekühlt.
- Saatstärke: 8 kg/ha
- Reihenabstand: 12 bis 15 cm (vergleichbar zu Getreide)
- Saattiefe: möglichst flach, optimal 1 cm
- Nach der Aussaat sollte der Boden durch Anwalzen rückverfestigt werden
Pflege:
- Da das Switchgras erst bei höheren Temperaturen zu wachsen beginnt, ist vor allem nach der Saat und im Frühjahr auf konkurrierendes Unkraut zu achten.
Der Pflanzenschutz kann mechanisch durch einen Schröpfschnitt erfolgen oder chemisch durch den Einsatz von Herbiziden, jedoch muss hierzu eine einzelbetriebliche Genehmigung nach § 22 Abs. 2 PflSchG beantragt werden (siehe weiterführende Informationen). - Gegen Problemunkräuter kann vor Wiederaustrieb im Frühjahr eine Behandlung mit Glyphosat durchgeführt werden (ebenfalls nach § 22 Abs. 2 PflSchG zu beantragen).
Düngung:
- Im Etablierungsjahr ist keine Düngung erforderlich.
- Ab dem zweiten Jahr beträgt der N-Bedarfswert 109 kg N/ha für einen mittleren Etrag von 350 dt FM/ha (28 % TS). Bei Ertragsdifferenzen von 20 kg FM/ha können Zu- und Abschläge in Höhe von +6 bzw. -6 kg N/ha berücksichtigt werden (Stand: August 2022).
Darüber hinaus liegt bei der thermischen Nutzung der N-Entzug bei 0,44 kg N pro dt FM/ha (80 % TS). - Auch eine organische Düngung mit Wirtschaftsdüngern wie Gülle oder Gärresten ist gut verträglich.
Ernte:
- Bei der Nutzung als Biogassubstrat kann das Switchgrass zweimal pro Jahr, im Juli und im September geerntet werden, bei einem TS-Gehalt von 28 %. Im ersten Jahr ist maximal eine Ernte möglich.
- Bei der thermischen Verwertung findet die Ernte nach dem Winter in vertrocknetem Zustand bei einem TS-Gehalt von mindestens 85 % statt.
- In schneereichen Lagen besteht Lagergefahr mit entsprechender Ernteerschwernis.
Weiterführende Informationen
Publikationen
- TFZ-Bericht 71: Ertragsstabilität, Etablierung und Umweltparameter mehrjähriger Energiepflanzen – Dauerkulturen II 31,3 MB
- TFZ-Bericht 54: Dauerkulturen – Aufzeigen der bayernweiten Anbaueignung 15,1 MB
- TFZ-Wissen 3: Bioenergie-Dauerkulturen. Auswahl ökologischer Alternativen. 45,4 MB
- TFZ-Merkblatt: Switchgras – Anbauanleitung 1,2 MB
- TFZ-Merkblatt: Switchgras – eine weitere alternative Energiepflanze 1,0 MB
- TFZ-Merkblatt: Erfahrungen und mehrjährige Ertragsergebnisse aus Feldversuchen mit Switchgras 1,1 MB